Mahavishnu Orchestra | |
Informationen
Allgemeine Angaben
Erscheinungsjahr: | 1971 | Besonderheiten/Stil: | Jazzrock / Fusion |
| Label: | Columbia / CBS | Durchschnittswertung: | 14.25/15 (4 Rezensionen) |
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Besetzung
John McLaughlin | Gitarren | Billy Cobham | Schlagzeug | Jan Hammer | Keyboards |
| Rick Laird | Bass | Jerry Goodman | Violine |
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Tracklist
Disc 1 |
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1. | Meeting Of The Spirits | 6:53 | 2. | Dawn | 5:20 | 3. | The Noonward Race | 6:29 | 4. | A Lotus On Irish Streams | 5:41 | 5. | Vital Transformation | 6:17 | 6. | The Dance Of Maya | 7:16 | 7. | You Know You Know | 5:07 | 8. | Awakening | 3:28 | Gesamtlaufzeit | 46:31 |
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Rezensionen
Von: Udo Gerhards (Rezension 1 von 4)
Als Startpunkt des ernstzunehmenden Jazzrock oder Rockjazz wird gerne Miles Davis' sicher epochales Doppel-Album "Bitches Brew" genannt; allerdings hat dieses ausser einer elektrifizierten Besetzung mit seinen meditativ verschlungenen polyrhythmischen Gruppenübungen wenig mit Rock zu tun, sondern mehr mit dem Eröffnen neuer Pfade für den im Laufe der Freejazz-Revolution immer kopflastiger und esoterischer gewordenen Jazz. Und natürlich diente das Miles Davis' Kollektiv dieser und der Vorgängerplatte "In A Silent Way" als nahezu unerschöpflicher Quell junger kreativer Musiker für die entstehende Jazzrock-Szene; ein paar Namen: Chick Corea, Joe Zawinul, Wayne Shorter, Herbie Hanco*ck, Tony Williams, Lenny White...
Aber die erste Band, die wirklich Rock und Jazz zusammenbrachte, war das "Mahavishnu Orchestra" des englischen Highspeed-Gitarristen und - natürlich - Davis-Alumnus John McLaughlin. Vom Rock borgte man sich im Debutalbum "The Inner Mounting Flame" elektrische Instrumente, Power und Druck, vom Jazz treibende Rhythmik, Improvisationsfreude, harmonische Strukturen und reicherte das ganze mit einem Schuss indischer Mystik und Spiritualität an. Dass dabei eine aufregende Platte herauskommt, lässt sich eigentlich kaum vermeiden, erst recht, wenn das ganze auch noch in die Hände solch virtuoser Musiker gelegt wird: Billy Cobham, Schlagzeug, Jan Hammer, Keyboards, Rick Laird, Bass, Jerry Goodman, Violine und natürlich Mahavishnu John McLaughlin, Gitarre. Gleich die erste Nummer mit ihrer unterschwelligen, anfangs mühsam gezügelter Power und ihrem spannendem Aufbau zeigt die musikalische Kraft und das mühelose Zusammenspiel der Ausnahme-Musiker. Doch nicht nur Hochoktan-Nummern werden zelebriert; im akustischen "A Lotus On Irish Streams" personifiziert Jan Hammers perlendes Klavier sehr pittoresk den irischen Bach, auf dem im Duett von Geige und akustischer Gitarre der Lotus sitzt.
Aber sicherlich sitzen die wahren Hinhörer, damals wie heute, in den muskulären elektrischen Nummern, die natürlich vor allem von McLaughlins bis dato nie gehörtem, entfesselten, rasend schnellen E-Gitarrenspiel leben, das damals (1971!) sicherlich ganzen Gitarristen-Horden die Neidtränen in die Augen trieb. Aber ebenso Billy Cobhams treibendes, aber fest verankertes, rockiges Schlagzeug in dennoch krummen, zerissenen Rhythmen und Jan Hammers fast atonale, elektronisch verfremde E-Piano-Sounds geben der Musik eine Hochenergie und eine harsche Kantigkeit, die auch heute noch aufhorchen lassen. So muss JazzRock klingen, nicht wie die zur Fahrstuhlmusik mutierte Weichspülversion, wie sie sich später unter der Bezeichnung "Fusion" entwickelte.
Auf jeden Fall hat diese Platte ganze Generationen von Musikern beeinflusst und inspiriert. Nicht zuletzt z.B. Chick Corea, der nach Auftauchen der Mahavishnus seine "Return To Forever" von einem schlanken Latin-Jazz-Ensemble zu einer rockigen elektrischen und elektrifizierenden Band umstrickte. Also, jeder, der sich auch nur ein bisschen für die Grenzüberschreitung zwischen Jazz und Rock interessiert, hat mit "The Inner Mounting Flame" eine Pflichtplatte.
Anspieltipp(s): | Meeting Of The Spirits | Vergleichbar mit: | |
| Veröffentlicht am: | 23.5.2002 | Letzte Änderung: | 5.9.2002 |
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Von: Andreas Pläschke @ (Rezension 2 von 4)
Ich habe zu Udos Besprechung nur das hinzuzufügen: Kurz und knapp: Pflicht für ALLE Musikliebhaber!!!!
Anspieltipp(s): | Meeting Of The Spirits | Vergleichbar mit: | |
| Veröffentlicht am: | 20.6.2002 | Letzte Änderung: | 20.6.2002 |
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Von: Ralf Damaschke (Rezension 3 von 4)
Spielen Jazzmusiker in Wirklichkeit den besseren Rock? - Diese Frage drängt sich mir fast unausweichlich auf, wenn ich dem Erstling des Mahavishnu Orchestras lausche. Ja, ja, hier gibt es wunderbar atmosphärische, geschmackvolle und farbige Klangteppiche; schöne, eingängige Themen, die die einzelnen Stücke durchziehen und ihnen Geschlossenheit verleihen; ein paar coole Überraschungen (z.B. der Plauz am Anfang von "Dawn") etc. etc., aber das allerwichtigste ist doch: diese Platte rockt mehr als jede Gerölllawine im Himalaja! Wenn Cobham mit Virtuosität und Groove alles im näheren Umkreis zertrümmert, damit anschließend Goodman und McLaughlin in atemberaubender Geschwindigkeit und Präzision die Überreste zersägen können, wackelt mein Kopf weit heftiger als bei jeder Heavy Metal-Kapelle, die mir bisher untergekommen ist.
Die Höchstnote verwehre ich "The Inner Mounting Flame" auch nur deshalb, weil ich den Eindruck habe, daß die Musiker stellenweise die Demonstration ihres (unbestreitbaren) Könnens doch ein wenig über das Zusammenspiel der Gruppe und das Gesamtstück stellen. Möglicherweise sind hier ja einfach zu viele selbstbewußte Ausnahmemusiker gleichzeitig am Werk.
Anspieltipp(s): | Dawn, The Noonward Race | Vergleichbar mit: | |
| Veröffentlicht am: | 10.5.2003 | Letzte Änderung: | 10.5.2003 |
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Von: Thorsten Gürntke @ (Rezension 4 von 4)
Bisher hab ich mich nicht getraut, doch nachdem mir Jazzrock immer mehr zusagt, musste ich einfach auch das Mahavishnu Orchestra antesten.
Was soll man dazu sagen? ... Ich bin schon etwas sprachlos, aufgrund der Fülle an Eindrücken und Dimensionen, die dieses Werk erreicht. Power ohne Ende quillt aus den Boxen, dazu in einem Soundgewand, das zeitloser nicht sein könnte. Und zeitlos ist auch die Musik. Selbst nach über 30 Jahren vom Zeitpunkt der Veröffentlichung wirkt dieses Meisterwerk aktuell. Ein Wahnsinnswerk, abgefahren, verspielt, voller Eindrücke, dazu in den Solopassagen egozentrisch selbstverliebt musizierende Künstler, die irgendwie immer wieder zusammenkommen.
Das Fazit ist klar: Selten hat mich eine Scheibe bis zum letzten Ton so gefesselt, wie dieses Debütalbum. Jazzrock vom Feinsten, mit viel Power aber auch viel Gefühl.
Anspieltipp(s): | Durchhören | Vergleichbar mit: | |
| Veröffentlicht am: | 4.6.2004 | Letzte Änderung: | 4.6.2004 |
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Alle weiteren besprochenen Veröffentlichungen von Mahavishnu Orchestra
Jahr | Titel | Ø-Wertung | # Rezis |
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1972 | Birds Of Fire | 12.00 | 1 |
1973 | Between Nothingness And Eternity | 10.00 | 1 |
1974 | Apocalypse | 7.00 | 1 |
1975 | Visions Of The Emerald Beyond | 9.00 | 1 |
1999 | The Lost Trident Sessions | 12.00 | 2 |
2012 | The Complete Columbia Albums Collection | 14.00 | 1 |
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